Workshops (deutsch)

Voraussetzungen

Die Teilnahme am Workshop setzt keine Vorkenntnisse voraus. Es geht hier um eine besondere Art des gemeinsamen Musizierens, die selbst ohne Instrumente erlernbar ist:

  • aus Freude daran, selbst Musik zu machen
  • neue und faszinierende Horizonte zu entdecken
  • Kontakt mit einer anderen Kultur

Zielgruppen

Besonderer Wert wird darauf gelegt, alle Aktivitäten und das Lerntempo an die Interessen und Fähigkeiten der jeweiligen Teilnehmer anzupassen:

Laien, Musiker, Musikpädagogen, Kinder, Körperlich und geistig Behinderte (Rehabilitation und Sonderpädagogik), Intensivkurse für Musiker, Sozialarbeiter und Therapeuten (Referenzen auf Anfrage).

Vielfalt

Eine unendliche Vielfalt kunstvoll verknüpfter Melodien und Rhythmen ist hierbei der Schlüssel zur Erweiterung unseres Horizontes.

Der Workshop wird in Zusammenarbeit mit anderen Kultureinrichtungen, Schulen, Konservatorien und Universitäten durchgeführt.

Zu den Inhalten des Workshops gehören, je nach Absprache

  • Singen von Tönen (“Saptasvara”, die sieben Tonsilben)
  • Raga-Melodien mit der natürlichen Stimme mit und ohne Verzierungen
  • Zeitempfinden und rhythmische Silben (Tala)
  • Darstellen von metrischen Zyklen mit den Händen
  • Spielen der akustischen Tambura (Bordunlaute) und Zymbeln
  • Zwischentöne und Verzierungen bewußt einsetzen
  • Gemeinsames Musizieren: improvisatorische Anwendung von Raga und Tala mit Einsatz einer akustischen Tambura

Die Tambura

Tambura_sculpture_Arun

Das wichtigste Begleitinstrument Indiens zierte die Salons von Fürsten, Kaufleuten und Kurtisanen. Seit dem frühen 20. Jahrhundert beflügelt der Klangreichtum gerade dieses Instruments die Fantasie eines neu entstehenden Konzertpublikums. Seither ist die aktive Teilnahme von Rasika genannten Musikliebhabern nicht mehr aus dem Musikleben Indiens wegzudenken.

Die Tambura (Tānpūra in Nordindien) hat meist vier Saiten. Ihre heutige Form ist seit dem 17. Jahrhundert bekannt und vereinigt Merkmale der indischen Zither (Vīnā oder Bīn) mit denen der Langhalslaute.

Von ähnlichen Instrumenten benachbarter Regionen (Tanbur) unterscheidet es sich sowohl durch seine Funktion als durch seine Spielweise. Spätestens seit dem 13. Jahrhundert bedienen indische Musiker sich nämlich eines Grundtons “Sa”, den sie – je nach Stimmlage oder Soloinstrument – frei wählen können.

Als Halteton (Bordun) bildet “Sa” den Ausgangspunkt für melodische Gestalten, die man mit “Färbung des Geistes” (Rāga), also Gefühlsausdruck, bezeichnet. Ein reicher Fundus recht unterschiedlicher Ragas ermöglicht es, jede nur denkbare Stimmung (Rasa) auszudrücken. 

Auf dieser scheinbar einfachen Grundlage entwickelten sich 72 Tonleitern als Orientierung für Komponisten, Musiker und Tänzer. Zudem schafft die Tambura ein geeignetes Umfeld, in dem der musikalische und poetische Ausdruck vieler Epochen und Kulturen zu einem Ganzen zusammenwachsen – und doch immer persönlich – bleiben konnte.

Text: Ludwig Pesch | English | Nederlands
Zeichnung: Arun VC

Hörbeispiel: die hier abgebildete Tambura, gespielt von Ludwig Pesch
Tanjore-style Carnatic tambura.JPG
Photo (C) Martin Spaink Wikimedia

Indien – eine ferne Heimat

Ein Referat von Ludwig Pesch, Musikologe und Flötist, Amsterdam

Überarbeitete Version mit aktualisierten Quellenangaben 2022

Ein Beitrag aus der Konzert- und Kolloquiumsreihe „Musik & Mensch“ – Zyklus 2007/2008 HEIMAT, Uhr Pädagogische Hochschule FHNW, Aarau (Schweiz)

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.

„Stufen“ von Hermann Hesse (4. Mai 1941)
Ein Gedicht, das für viele vertraut klingt: Deutschlandfunk Kultur >>

Reconciliation
Text und Musik: Manickam Yogeswaran

On rights, peace and reconciliation.
And peaceful co-existence.
Rights, Peace and Reconciliation
Tamils, Sinhalese, Muslims
Everybody living with dignity
That’s the true meaning of Rights.
Celebrate each others’ rights
That’s the true meaning of Peace.
Race, language, caste, difference
Living in harmony.
Agnus dei, qui tollis pecatur mundi,
Miserere domini.
O Lamb of God, who takes away the sins of the world, have mercy upon us.
Speaking:
So, it’s been possible to talk peace. Indeed, live in peace.
There is an alternative to war and destruction. Everyone remember these three words.
They may not be religious mottos, but important for the future of Sri Lanka.
Important for the future of this unfair world.
Rights, Peace and Reconciliation.

Gathe Gathe para gathe paragadhi
Gathe Bodhi swaha.
Gone gone all gone beyond
Gone into Buddha nature.
This is the first preaching of Buddha after his enlightenment under the Bodhi tree.

More audio and video contents by Manickam Yogeswaram >>

Idakka P. Nanda Kumar belongs to the Marar community of hereditary temple musicians whose members have played the Idakka for several centuries. As Mridangam exponent with advanced training under Palghat T. R. Rajamani – son of the legendary Palghat Mani Iyer – he incorporates complex Carnatic patterns in his Idakka performances. Video © P.V. Jayan and Ludwig Pesch (2009) | For more information, visit https://www.nandakumar.mimemo.net

Gedenkfeier für Dr. Pia Srinivasan am 16. Mai 2022

Pia Srinivasan Buonomo
(Reinbek, 1. März 2020)

Um Pia’s Persönlichkeit gerecht zu werden wollen wir heute mehr als “nur” Abschied nehmen, wenn wir uns zunächst einer respektierten wie engagierten Forscherin und Förderin der indischen Musik erinnern: gemeinsam mit ihrem Ehemann Srinivasan (“Srini” für Pia und viele von uns) öffnete sie Türen, die anders verschlossen geblieben wären. | Begrüßungstext >>

“Heute ist die karnatische Musik noch in hohem Maße lebendig. Der Besuch eines Konzertes gehört zu den zentralen Erlebnissen eines Indienaufenthaltes. Wie immer mehr Menschen aus Asien und Europa mit ihren ganz anders gearteten Musiksystemen feststellen, kann diese Musik leicht auch solchen, die zu ihr erst sekundär Zugang finden, zu einem nicht unwesentlichen Lebensinhalt werden.” – Begleittext von Pia Srinivasan für die preisgekrönte Schallplattenaufnahme Sambho Mahadeva Vina/South India (Live Aufnahme mit Rajeswari Padmanabhan & Karaikudi Subramanian)

Tribute to Pia Srinivasan – vocal, vina and tambura
Tamil song by Sreevidhya Chandramouli & Chandramouli Narayanan

“Im Westen aufgewachsen ging Pia auf eine musikalische Reise, die sie zur südindischen Musik führte. Auf bewundernswerte Weise gelang es ihr, zugleich Freundin, Schwester und Schülerin von Rajeswari – Interpretin der Karaikudi Lautentradition – zu sein. Ihre Musik studierte und förderte sie. Gemeinsam mit Srinivasan stellte sie sich zugleich in den Dienst großer Anliegen unserer Zeit.”

“Blossoming from the West, she embarked on a journey to spotlight us. Attracted by South Indian music, Pia came in search of our Karaikudi Veena. Among a thousand women is the only Pia, a friend as well as sister of Rajeswari, seer of history, and student of the crown jewel–Goddess Sarasvati who is the Queen of Veena … and with Srinivasan was dedicated to serving the world” – Tribute to Pia Srinivasan by Chandramouli Narayanan tuned by Sreevidhya Chandramouli >>

Pia Srinivasan mit Rajeswari Padmanabhan & SA Srinivasan
Kumudam (Tamil Zeitschrift, 1969) | Nachruf >>

Musik zum Nachhören (Auszüge)

1. Sankarabharana Raga (Alapana, Tanam)
Rajeswari Padmanabhan & Karaikudi S Subramanian – Vina, Tanjore Upendran – Mridangam – CD Sambho Mahadeva Vina/South India (Juni 1975 live in Berlin)
2. Sobhillu Saptasvara – Tyagaraja kriti – Jaganmohini – Adi Tala
“O Mind! Praise the divine forms of the seven musical notes”
Rajeswari Padmanabhan & Karaikudi S Subramanian – Vina, Tanjore Upendran – Mridangam – CD Sambho Mahadeva Vina/South India (live in Berlin, Juni 1975)
Vina-Lehrerin Rajeswari Padmanabhan (Kalakshetra 1999) © Ludwig Pesch
3. Pia Srinivasan – Vina, TR Sundaresan – Ghatam (Auszug 0:46, Konzert in Wentorf)
Pia Srinivasan in Reinbek
4. Lied gesungen von der Sangitam Gruppe geleitet von Pia Srinivasan mit TR Sundaresan – Kanjira (Auszug 1:33, Konzert in Wentorf)
5. Pallavi komponiert von TR Sundaresan als Tribut an Pia Srinivasan und SA Srinivasan
Srīnivāsa Pia Priyāya Namaste – Sangīta Sāhitya Rasika
Hamsānandi Raga – Catusra Jati Triputa Tala (Atita eduppu)

Wir erinnern uns voller Liebe an Pia und Srinivasan, herausragende Kenner und Förderer der klassischen Musik und Literatur.

“Let us pay homage to Pia and Srinivasan whom we remember fondly for their support of music and learning “

6. Ranjani Mala composed by T Sankara Iyer, gesungen von DK Jayaraman 
“O procuress of happiness, with lotus-soft eyes, soft-spoken one, procuress of delight to the mind, who mothered the god of love, You the one to purify all and everything” (translated by SA Srinivasan)

“Oggi abbiamo cominciato un pezzo in un altro raga, Ranjani, che mi era piaciuto molto in un concerto. […] Suoniamo e ripetiamo il pezzo nel raga Ranjani […] Fuori intanto continua a diluviare: sarà il monsone che arriva con ritardo o dipende dal raga Ranjani? Che sia un malai raga (un raga che porta la pioggia)? Rajeswari dice di no.”

Heute übten wir ein neues Stück im Raga Ranjani, der mir während eines Konzerts gut gefallen hatte. Als es stark zu regnen begann, fragte ich Rajeswari, ob der verspätete Monsun von diesem Raga abhinge, er somit als Regen-Raga gelte. Sie sagte ‘nein’.”– Pia Srinivasan in ihren memoiren Il raga che porta la pioggia

7. Sudhamayee – Muthiah Bhagavatar Kriti – Amritavarshini Raga – Rupaka Tala
Seetha Doraiswamy, Jalatarangam

“One who is the source of the immortality nectar, priya- loved, kamini- who is loved, aananda- bliss, joy, amritha- nectar of immortality, varshini- who showers, rains” – Translation on https://www.karnatik.com/c1045.shtml

Reviews and feedback for
Il raga che porta la pioggia >>
Paola Buonomo liest Auszüge aus den italienischen Memoiren von Pia Srinivasan: Il raga che porta la pioggia (Aufnahme: Ludwig Pesch 16.05.2022)

Tribute für Pia Srinivasan

Photo gallery for sharing freely: Remembrance by Paola Buonomo (Naples) >>

Familienbeitrag Wolfgang Thies

Pia und Srini waren wir jahrzehntelang verbunden. Was wir an ihnen schätzten, lässt sich nicht mit wenigen Worten umreißen. Offenheit, freundliche Zu­ge­wandt­heit, menschliche Wärme, Achtsamkeit, Bildung, Liebe zur Musik, geistige Regsamkeit bis ins hohe Alter, ihre Treue zueinander – das sind nur einige Stichworte. Unsere Begegnungen mit Pia und Srini haben uns jedesmal bereichert. Durch Pia lernten wir klassische indische Musik kennen, und bei einem Besuch in Reinbek bekamen unsere beiden damals noch jugendlichen Töchter eine kurze Einweisung an der Tambura. Zu der Zeit wohnten wir schon in Bayern, und bei unseren Kontakten per E-Mail und Telefon war die Entwicklung unserer Kinder immer ein wichtiges Thema für Pia. Unsere ältere Tochter schrieb, dass sie Pias ansteckende Begeisterung für die indische Musik, ihre Freude am Gesang, ihre herzliche und aufgeschlossene Art, ihre Gastfreundschaft, Energie und Lebensfreude sehr bildhaft in Erinnerung habe, und die jüngere Tochter bekräftigt dies. Wir sind dankbar dafür, dass wir Pia und Srini kennengelernt haben und über so lange Zeit mit ihnen in Kontakt waren. Uns bleiben wertvolle Erinnerungen an zwei liebenswerte Menschen.

Mein Bruder schrieb mir über Pia: vor meinen Augen sehe ich sie immer noch zu Zeiten des Altonaer Konzerts von Rajeswari Padmanabhan, an das ich mich immer gern erinnere. Die Welt wird wieder ein kleines Stück ärmer, wenn liebe Menschen, die das Leben eine lange Zeit begleitet und bereichert haben, sie verlassen.

“I will miss her presence in my life a lot.” – Eminent Carnatic vocalist Kiranavali Vidyasankar

Kalakshetra Beach in Chennai (ca. 1974-1975) © Carol Reck

“Pia and Srini were both very dear to us over the decades since we met in the late 60s in Madras. We’ve shared some good times, experiences and lots of music together.” – Carol Reck also speaking on behalf of her late husband, Prof. David Reck (Amherst University)

Day places its golden veena
In the silent hands of the stars,
To be tuned to Eternity’s raga

Rabindranath Tagore: The Jewel That is Best
by William Radice (2011)

Mein Leben in Indien: Zwischen den Kulturen zu Hause von Martin Kämpchen

Anlässlich seines 75. Geburtstags erscheint Martin Kämpchens Autobiografie. Wie kein anderer Zeitgenosse ist der seit fünf Jahrzehnten in Indien lebende Deutsche in das religiöse, kulturelle und soziale Leben des Landes eingetaucht. Der promovierte Germanist und promovierte Religionswissenschaftler ist bekannt als kluger Berichterstatter aus Indien für große deutsche Tageszeitungen ebenso wie als geschätzter Übersetzer des bengalischen Literaturnobelpreisträgers Rabindranath Tagore. Er ist Initiator und Förderer sozialer Projekte in Indien.

Die Geschichte eines außergewöhnlichen Lebens und ein Einblick in das Leben Indiens aus der Nahsicht.

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