Gedenkfeier für Dr. Pia Srinivasan am 16. Mai 2022

Pia Srinivasan Buonomo
(Reinbek, 1. März 2020)

Um Pia’s Persönlichkeit gerecht zu werden wollen wir heute mehr als “nur” Abschied nehmen, wenn wir uns zunächst einer respektierten wie engagierten Forscherin und Förderin der indischen Musik erinnern: gemeinsam mit ihrem Ehemann Srinivasan (“Srini” für Pia und viele von uns) öffnete sie Türen, die anders verschlossen geblieben wären. | Begrüßungstext >>

“Heute ist die karnatische Musik noch in hohem Maße lebendig. Der Besuch eines Konzertes gehört zu den zentralen Erlebnissen eines Indienaufenthaltes. Wie immer mehr Menschen aus Asien und Europa mit ihren ganz anders gearteten Musiksystemen feststellen, kann diese Musik leicht auch solchen, die zu ihr erst sekundär Zugang finden, zu einem nicht unwesentlichen Lebensinhalt werden.” – Begleittext von Pia Srinivasan für die preisgekrönte Schallplattenaufnahme Sambho Mahadeva Vina/South India (Live Aufnahme mit Rajeswari Padmanabhan & Karaikudi Subramanian)

Tribute to Pia Srinivasan – vocal, vina and tambura
Tamil song by Sreevidhya Chandramouli & Chandramouli Narayanan

“Im Westen aufgewachsen ging Pia auf eine musikalische Reise, die sie zur südindischen Musik führte. Auf bewundernswerte Weise gelang es ihr, zugleich Freundin, Schwester und Schülerin von Rajeswari – Interpretin der Karaikudi Lautentradition – zu sein. Ihre Musik studierte und förderte sie. Gemeinsam mit Srinivasan stellte sie sich zugleich in den Dienst großer Anliegen unserer Zeit.”

“Blossoming from the West, she embarked on a journey to spotlight us. Attracted by South Indian music, Pia came in search of our Karaikudi Veena. Among a thousand women is the only Pia, a friend as well as sister of Rajeswari, seer of history, and student of the crown jewel–Goddess Sarasvati who is the Queen of Veena … and with Srinivasan was dedicated to serving the world” – Tribute to Pia Srinivasan by Chandramouli Narayanan tuned by Sreevidhya Chandramouli >>

Pia Srinivasan mit Rajeswari Padmanabhan & SA Srinivasan
Kumudam (Tamil Zeitschrift, 1969) | Nachruf >>

Musik zum Nachhören (Auszüge)

1. Sankarabharana Raga (Alapana, Tanam)
Rajeswari Padmanabhan & Karaikudi S Subramanian – Vina, Tanjore Upendran – Mridangam – CD Sambho Mahadeva Vina/South India (Juni 1975 live in Berlin)
2. Sobhillu Saptasvara – Tyagaraja kriti – Jaganmohini – Adi Tala
“O Mind! Praise the divine forms of the seven musical notes”
Rajeswari Padmanabhan & Karaikudi S Subramanian – Vina, Tanjore Upendran – Mridangam – CD Sambho Mahadeva Vina/South India (live in Berlin, Juni 1975)
Vina-Lehrerin Rajeswari Padmanabhan (Kalakshetra 1999) © Ludwig Pesch
3. Pia Srinivasan – Vina, TR Sundaresan – Ghatam (Auszug 0:46, Konzert in Wentorf)
Pia Srinivasan in Reinbek
4. Lied gesungen von der Sangitam Gruppe geleitet von Pia Srinivasan mit TR Sundaresan – Kanjira (Auszug 1:33, Konzert in Wentorf)
5. Pallavi komponiert von TR Sundaresan als Tribut an Pia Srinivasan und SA Srinivasan
Srīnivāsa Pia Priyāya Namaste – Sangīta Sāhitya Rasika
Hamsānandi Raga – Catusra Jati Triputa Tala (Atita eduppu)

Wir erinnern uns voller Liebe an Pia und Srinivasan, herausragende Kenner und Förderer der klassischen Musik und Literatur.

“Let us pay homage to Pia and Srinivasan whom we remember fondly for their support of music and learning “

6. Ranjani Mala composed by T Sankara Iyer, gesungen von DK Jayaraman 
“O procuress of happiness, with lotus-soft eyes, soft-spoken one, procuress of delight to the mind, who mothered the god of love, You the one to purify all and everything” (translated by SA Srinivasan)

“Oggi abbiamo cominciato un pezzo in un altro raga, Ranjani, che mi era piaciuto molto in un concerto. […] Suoniamo e ripetiamo il pezzo nel raga Ranjani […] Fuori intanto continua a diluviare: sarà il monsone che arriva con ritardo o dipende dal raga Ranjani? Che sia un malai raga (un raga che porta la pioggia)? Rajeswari dice di no.”

Heute übten wir ein neues Stück im Raga Ranjani, der mir während eines Konzerts gut gefallen hatte. Als es stark zu regnen begann, fragte ich Rajeswari, ob der verspätete Monsun von diesem Raga abhinge, er somit als Regen-Raga gelte. Sie sagte ‘nein’.”– Pia Srinivasan in ihren memoiren Il raga che porta la pioggia

7. Sudhamayee – Muthiah Bhagavatar Kriti – Amritavarshini Raga – Rupaka Tala
Seetha Doraiswamy, Jalatarangam

“One who is the source of the immortality nectar, priya- loved, kamini- who is loved, aananda- bliss, joy, amritha- nectar of immortality, varshini- who showers, rains” – Translation on https://www.karnatik.com/c1045.shtml

Reviews and feedback for
Il raga che porta la pioggia >>
Paola Buonomo liest Auszüge aus den italienischen Memoiren von Pia Srinivasan: Il raga che porta la pioggia (Aufnahme: Ludwig Pesch 16.05.2022)

Tribute für Pia Srinivasan

Photo gallery for sharing freely: Remembrance by Paola Buonomo (Naples) >>

Familienbeitrag Wolfgang Thies

Pia und Srini waren wir jahrzehntelang verbunden. Was wir an ihnen schätzten, lässt sich nicht mit wenigen Worten umreißen. Offenheit, freundliche Zu­ge­wandt­heit, menschliche Wärme, Achtsamkeit, Bildung, Liebe zur Musik, geistige Regsamkeit bis ins hohe Alter, ihre Treue zueinander – das sind nur einige Stichworte. Unsere Begegnungen mit Pia und Srini haben uns jedesmal bereichert. Durch Pia lernten wir klassische indische Musik kennen, und bei einem Besuch in Reinbek bekamen unsere beiden damals noch jugendlichen Töchter eine kurze Einweisung an der Tambura. Zu der Zeit wohnten wir schon in Bayern, und bei unseren Kontakten per E-Mail und Telefon war die Entwicklung unserer Kinder immer ein wichtiges Thema für Pia. Unsere ältere Tochter schrieb, dass sie Pias ansteckende Begeisterung für die indische Musik, ihre Freude am Gesang, ihre herzliche und aufgeschlossene Art, ihre Gastfreundschaft, Energie und Lebensfreude sehr bildhaft in Erinnerung habe, und die jüngere Tochter bekräftigt dies. Wir sind dankbar dafür, dass wir Pia und Srini kennengelernt haben und über so lange Zeit mit ihnen in Kontakt waren. Uns bleiben wertvolle Erinnerungen an zwei liebenswerte Menschen.

Mein Bruder schrieb mir über Pia: vor meinen Augen sehe ich sie immer noch zu Zeiten des Altonaer Konzerts von Rajeswari Padmanabhan, an das ich mich immer gern erinnere. Die Welt wird wieder ein kleines Stück ärmer, wenn liebe Menschen, die das Leben eine lange Zeit begleitet und bereichert haben, sie verlassen.

“I will miss her presence in my life a lot.” – Eminent Carnatic vocalist Kiranavali Vidyasankar

Kalakshetra Beach in Chennai (ca. 1974-1975) © Carol Reck

“Pia and Srini were both very dear to us over the decades since we met in the late 60s in Madras. We’ve shared some good times, experiences and lots of music together.” – Carol Reck also speaking on behalf of her late husband, Prof. David Reck (Amherst University)

Day places its golden veena
In the silent hands of the stars,
To be tuned to Eternity’s raga

Rabindranath Tagore: The Jewel That is Best
by William Radice (2011)

Mein Leben in Indien: Zwischen den Kulturen zu Hause von Martin Kämpchen

Anlässlich seines 75. Geburtstags erscheint Martin Kämpchens Autobiografie. Wie kein anderer Zeitgenosse ist der seit fünf Jahrzehnten in Indien lebende Deutsche in das religiöse, kulturelle und soziale Leben des Landes eingetaucht. Der promovierte Germanist und promovierte Religionswissenschaftler ist bekannt als kluger Berichterstatter aus Indien für große deutsche Tageszeitungen ebenso wie als geschätzter Übersetzer des bengalischen Literaturnobelpreisträgers Rabindranath Tagore. Er ist Initiator und Förderer sozialer Projekte in Indien.

Die Geschichte eines außergewöhnlichen Lebens und ein Einblick in das Leben Indiens aus der Nahsicht.

Mehr von und über Martin Kämpchen

ePUB | Zusammen sind wir stark: Ein Buch für Kinder und Erwachsene von Martin Kämpchen

Zusammen sind wir stark! von Martin Kämpchen

Als klassisches Vorlesebuch konzipiert, lädt diese Geschichtensammlung Eltern und Großeltern dazu ein, sich gemeinsam mit ihren Vor- und Grundschulkindern in eine uns ferne Lebenswelt entführen zulassen. Es sind Erzählungen zum gemeinsamen Erleben, zum Staunen und zum Wundern. Das Buch ist sparsam und einfach illustriert: Kohlezeichnungen des indischen Künstlers Sanyasi Lohar wechseln mit zeichnungsartig verfremdeten Fotografien des Ortes Merangdi und seiner Umgebung ab.

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Die Musik ist der einzige Bereich, in dem der Mensch die Gegenwart realisiert

Igor Strawinsky in seinen Erinnerungen aus dem Jahre 1936, zitiert von Jean-Pierre Wils in Essay und Diskurs Deutschlandfunk 02.04.2021

Trost und Musik Geschwister im Geiste
Die Musik schaffe es, „die Zeit stillstehen zu lassen“. Scheinbar sind die beiden – die Musik und der Trost – Geschwister im Geiste. Sollte, wer Trost finden will, ihn bei der Musik suchen? Ein passionierter Essay, dessen Motto heißen müsste: von der Musik lernen heißt trösten lernen.


Mir bedeutet unendlich viel, an der Musik Indiens aktiv teilzunehmen: in immer neuen Sequenzen jede Note und jede Geste auszukosten; mit den flexiblen Spannungen von Ton und Rhythmus das Gehör zu schulen; die allgemeine Aufnahmefähigkeit zu steigern.

Yehudi Menuhin in Unvollendete Reise Lebenserinnerungen (1976, S. 305-6)

über uns

Manickam Yogeswaran ist Koordinator für Südasiatische Musik und damit verantwortlich für das indische Musik-Programm der Global Music School in Berlin. Es bietet Kindern und Erwachsenen kreative Kurse und interessante Instrumente aus dem südasiatischen Raum.

Der in Indien ausgebildete Sänger und Trommler begeistert seine Zuhörer mit klassischen Konzerten genauso wie mit Beiträgen zu westlichen Ensembles wie The Shout (englische “Vocal Big Band”) und Dissidenten (“World Beat Fusion Band”).

Seit Jahrzehnten arbeitet er mit Tänzern, Choreographen und Filmkomponisten aus ganz Europa und Indien gearbeitet (u.a. für Stanley Kubrick und Spike Lee), wofür er mit Preisen wie “Tamil Isai Ezhavarasu” des International Institute for Research in Tamil Music (Chennai), “Gold Medallion” (Kalai Koil, Paris) und “Isaimaamani” (Sri Murugan Temple London) ausgezeichnet wurde.

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Ludwig Pesch ist Musiker und Gastdozent an mehreren Hochschulen. Ein Kritiker beschrieb seinen Auftritt als “eloquente Demonstration der Tatsache, daß Musik kulturelle wie sprachliche Barrieren zu überschreiten vermag … meisterhafte Beherrschung der Flöte.” (Indian Express) “In Würdigung der besonderen Verdienste um die Vermittlung von Geist und Leben Indiens” wurden ihm der Bundesverdienstorden und der Rabindranath Tagore Kulturpreis der Deutsch-Indischen Gesellschaft verliehen.

Laut Kalidasa und anderen Dichtern der Antike gibt es Flöten, seit Bambushalme mit den Nestlöchern von Hummeln wunderbar im Bergwind zu klingen begannen. Viele Werke der Sanskrit- und Tamil-Literatur enthalten Hinweise auf eine hoch entwickelte Musikkultur.

Praxisnahe Lehrmethoden begünstigten schon früh die weite Verbreitung von Melodien, Rhythmen, Formen und feinsten Verzierungen. Der interkulturellen Begegnung kommt zugute, dass die improvisatorische Freiheit im “karnatischen” Repertoire Südindiens bereits angelegt ist. | Die Bambusflöte >>

Führende Vertreter von Jazz, Pop, Filmmusik und Klassik sind an diesem kulturellen Dialog beteiligt. So bringen Indiens alte Traditionen immer wieder neue Formen und Stile hervor.

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Das musikalische “Leiterlispiel” – speziell entwickelt für die erfolgreiche Indien-Familien-Sommerwoche am Museum Rietberg in Zürich

Spontane Rückmeldungen

“Ihr Beitrag war für mich [von der School of Music an der University of Southern Maine] der Höhepunkt des Internationalen Kongress der Gesellschaft für Musikforschung in Göttingen 2012, was zu faszinierenden Diskussionen geführt hat.”

“Die Kinder singen weiterhin hingebungsvoll die (im Zürcher Workshop) erlernten rhythmischen Motive. … Ich bedanke mich für alle in so kurzer Zeit erworbenen Erkenntnisse sowie für die perfekt dargebotene Musik!”

“… ein hervorragender Einstieg … Ich kann eine Teilnahme an einem Workshop empfehlen … Danke und weiter so!”

“Nichts geht über eigene Erfahrungen, wenn man Musik richtig erlernen oder erleben möchte. …”

“Zwei meiner Musikstudentinnen fanden besonders den Gedankenaustausch mit Ihnen und anderen TeilnehmerInnen sehr inspirierend. Ich freue mich sehr darüber, dass die Fülle der im Kurs angeschnittenen Themen sich für sie als so förderlich erwiesen hat.”

“Mir gefällt, wie verständlich die Übungen sind, sie machen mir Spaß. Die unregelmäßigen Zähleinheiten und Temposteigerungen fordern einen geradezu heraus.”