“Eine kleine Weltmusik: die Musik der Santal” in Klangkörper. Saiteninstrumente aus Indien – Rezension in ASIEN 139

Johannes Beltz; Marie Eve Celio-Scheurer (Hgg.): Klangkörper. Saiteninstrumente aus Indien.
Zürich: Museum Rietberg, 2015. 81 S., 23 EUR | Zur Ausstellung in Indien und über die Englische AusgabeCadence and Counterpoint, Documenting Santal Musical Traditions by Johannes Beltz, Ruchira Ghose and Maria-Eve Celio-Scheurer (eds.) >>

Eine einzigartige Würdigung der visuellen Attraktivität und künstlerischen Qualität der Musikinstrumente der Santal in Indien. Mit einem Text von Bengt Fosshag über seine Passion als Sammler dieser Instrumente und einem kurzen Essay von Ludwig Pesch zur Musik der Santal.

ASIEN 139 (April 2016) in print – Rezension von Heinz Werner Wessler (Professor für Indologie an der Universität Uppsala, Schweden) , S. 138-139 | Mehr über den Rezensenten | LinkedIn >>

Der Band ist Ausstellungskatalog (Ausstellung „Klang/Körper“ im Musum Rietberg), Nachschlagewerk und zugleich ein Beitrag zur Erforschung der Saiteninstrumente der indischen Adivasis (Ureinwohner), insbesondere der im östlichen Indien ansässigen Santals. Die hier dokumentierten Instrumente, die zum größten Teil auf eine aktuelle Schenkung an das Museum Rietberg zurückgehen (einige wenige Exemplare wurden vom Rietberg-Kreis aus der Sammlung Fosshag angekauft), wurden im berühmten Zürcher Museum für asiatische Kunst zum ersten Mal ausgestellt und hier im Rahmen des vorliegenden Kataloges dokumentiert.

Die Sammlung geht zurück auf den Designer und Illustrator Bengt Fosshag, der über viele Jahre Indien bereiste und dabei über Jahrzehnte diese einzigartige Sammlung aufbaute. Dies in einer Zeit, in der lokale Traditionen mehr und mehr gefährdet sind und untergehen, wie das auch mit den Musikinstrumenten der Santals und ihrer Musik der Fall ist (vgl. den Beitrag „Eine Instrumentensammlung für ein Kunstmuseum“ von Johannes Beltz).

Das Museum, das als ein Ort für asiatische hohe Kunst eingerichtet wurde, öffnet sich mit der Annahme der Sammlung damit weiter in Richtung Volks- und Stammeskunst. Ursprünglich hatte sich das berühmte Museum Rietberg vor allem als V ermittler und Bewahrer der klassischen hochkulturellen Kunsttraditionen Indiens etabliert. Das Anliegen, klassische Kunstwerke aus Südasien als Exponate der Weltkunst zu etablieren, hat sich durchgesetzt. Inzwischen gibt es andere Prioritäten, die zu programmatischen Annäherungen zwischen der Weltkunst gewidmeten Museen und den modernen Völkerkundemuseen führten.

Ludwig Pesch macht in seinem Beitrag „Eine kleine Weltmusik: die Musik der Santal“ deutlich, dass die Santal und ihre Musik einerseits völlig eigenständig sind, andererseits aber in einem „Dialog im Flüsterton“ ihren Einfluss auf die indische Moderne hatten, vor allem über Rabindranath Tagore (1861–1941), der seine berühmte Universität Vishvabharati in Santal-Gebiet gründete. In diesem Sinn versteht sich der Katalog, wie Johannes Beltz schreibt, als „ eine spielerische, poetische Annäherung an die Instrumente“ (S.31) als „Klang/Körper“, das heißt als Klang erzeugende Kunstwerke der Santals.

Die Sammlung Fosshag besteht aus 92 Instrumenten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, fast alles Streichinstrumente, deren Saiten entweder mit einem Bogen gestrichen oder gezupft werden. Ihr Formsprache nimmt die Körperteile des menschlichen Körpers auf, so auch in der Bezeichnung der einzelnen Teile des Instruments in der Santal-Sprache. Auch die ornamentalen V erzierungen sind meistens anthropomorph. Leider sind die Instrumentenbauer und ihre konkrete Herkunft bisher weitgehend unbekannt.

Der kleine Band enthält außerdem einige der von Martin Kämpchen in deutscher Übersetzung herausgegebenen Lieder der Santal sowie hochaufgelöste Bilder aller Instrumente der Sammlung.

Heinz Werner Wessler

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Video | Chor@Berlin 2017: Ode an die Nacht (Ausschnitt)

Chor@Berlin 2017: Ode an die Nacht (Ausschnitt) from Deutscher Chorverband on Vimeo.

Mit „Ode an die Nacht“ gelangte im Rahmen von Chor@Berlin am 24. Februar 2017 im Radialsystem V das letzte Werk von Harald Weiss’ „Darkness Project“ zur Uraufführung.

Kammerchor Berlin (Einstudierung: Stefan Rauh)
Concentus Neukölln – Ensemble der Musikschule Paul-Hindemith, Neukölln (Einstudierung: Thomas Hennig)
Berliner Mädchenchor (Einstudierung: Sabine Wüsthoff)

Indischer Gesang und Tambura: Manickam Yogeswaran
Blues-Gesang: Hanno Bruhn
Bajan: Mateja Zenzerovic
Klavier und Synthesizer: Peter Müller
Violine: Kinneret Sieradzki
Kontrabass: Guy Tuneh
Schlagzeug: Viorel Chiriacescu, Daniel Eichholz und Alexandros Giovanos
Elektro-akustische Vorproduktion: Harald Weiss
Stimme: Andrea Gubisch
Gesamtleitung: Thomas Hennig

No complacency in the search for creativity: Manickam Yogeswaran (The Hindu)

Review by Garimella Subramaniam, The Hindu, January 05, 2017 | Read the full review >>

“The many dimensions of the musical persona of Berlin-based Manickam Yogeswaran of Sri Lankan origin are not easy to fathom just from hearing him sing at one recital. […]

However, a conversation over coffee at Chamiers, days after a performance for Tamil Isai Sangam at Raja Annamalai Mandram, gave a glimpse of the different facets of the disciple of T.V. Gopalakrishnan and his exposure to Hollywood. […]

Yogeswaran’s forays into western classical ensembles, and his key role in global music forums for nearly three decades is a career graph, perhaps, typical of the wider scene in the performing arts these days. At the same time, it is the emotional need to stay anchored to the cultural milieu of one’s roots that probably explains Yogeswaran’s crucial engagement with Carnatic music. […] The challenge now, he says, is to nudge current generation of South Asians from a false sense of security about the future of this traditional art form. The conveniences afforded by technology, in terms of access to the treasure trove of recordings of great masters, ought not to breed complacency in the search for creativity, he argues. The key lies in continued reliance on the rigours of relentless individual ‘sadhana,’ a hallmark of classical music.”

http://www.thehindu.com/entertainment/music/Revelling-in-his-classical-roots/article16992760.ece

Unity in Diversity, Antiquity in Contemporary Practice? South Indian Music Reconsidered – Free download

“Unity in Diversity, Antiquity in Contemporary Practice? South Indian Music Reconsidered” by Ludwig Pesch (Amsterdam) in Gardner, Matthew; Walsdorf, Hanna (Hrsg.). Musik – Politik – Identität / Music – Politics – Identity. Göttingen: Universitätsverlag, 2016 (Musikwissenschaften) | Abstract and contents >>

ISBN13: 978-3-86395-258-7

Softcover, 17×24, 218 S.: 24,00 € Online Ausgabe, PDF (3.681 MB)

To download this essay (PDF 500 KB) for free, click here >>
(Creative Commons licence Attribution-ShareAlike 4.0 International)

Other publications, book chapters and articles by Ludwig Pesch: WorldCat.org list >>

Disputationes Salzburg

Indische Spiritualität in Kunst und Kultur

Herbert-Batliner-Europainstitut in Kooperation mit den Salzburger Festspielen im Rahmen der Ouverture spirituelle

Impulsreferate Montag, 20. Juli 2015, 15.00 – 18.00 Uhr
Gesprächsrunde 17:00 – 18:00 im Haus für Mozart

  • Heidrun Brückner: Mythologische Stoffe und hinduistische Epen auf der Bühne
  • Ludwig Pesch: Raum für Ideen? Zeit zum Spiel! Zum Sinn eines unbefangeneren Umgangs mit der „klassischen“ Musik Indien – Zusammenfassung >>
  • Michael von Brück: Sparsha – Indische Kunst und Kultur als religiöser Raum